Logistikwissen zum Durchstarten

Smartwatch im Lagereinsatz
Smartwatch im Lagereinsatz
Mit Smartwatches lässt sich im Lager die Kommissionierung unterstützen. Endgeräte sollten daher miteinander kompatibel sein.
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Cloudbasierte Apps: Für jede Anforderung die richtige Lösung
Von DVZ Redaktion

Die Digitalisierung hat die Abläufe und Rahmenbedingungen in der gesamten Wirtschaft nachhaltig verändert. Ob in der Fertigungsbranche, im Handel oder dem Speditionsgewerbe – überall geht es darum, sehr kurzfristig und agil auf sich ändernde Rahmenbedingungen zu reagieren.

Das trifft in besonderem Maße auf die Lager- und Transportlogistik zu: Immer wieder verändern sich Lieferketten, die Nachfrage ist schwankend, neue Verkaufskanäle sind dazugekommen. Kein Unternehmen kann sich da lange Projektlaufzeiten leisten, um Logistik-IT weiterzuentwickeln oder einzuführen. Im Gegenteil. Auch die IT-Lösungen selbst müssen sich sehr schnell und unkompliziert an die jeweils aktuellen Erfordernisse anpassen lassen.

Bewährte Module einsetzen

Das gelingt am besten mit cloudbasierten Lösungen, die auf bewährten Logistikmodulen aufsetzen – beispielsweise von SAP S4/HANA. Die Zeiten, in denen Hersteller auf Vorrat produziert haben oder der Handel über große Warenbestände verfügte, sind in vielen Branchen vorbei. Die Unternehmen sind bestrebt, on demand zu fertigen beziehungsweise Produkte kurzfristig ins Sortiment zu nehmen. Der Bedarf an Lagerkapazitäten ist entsprechend volatil.

Eine mögliche Option ist, bei Bedarf sehr kurzfristig ein temporäres Distributionszentrum zu eröffnen. Um es zu managen, erweitern Unternehmen die vorhandene, performante Logistiklösung, etwa von SAP, um ein cloudbasiertes Lagerverwaltungssystem. So schaffen sie eine sehr flexible und skalierbare IT-Architektur.

Kommunikationsbrüche vermeiden

Die Vorteile einer cloudbasierten Lösung liegen auf der Hand: Alle Beteiligten können orts- und zeitunabhängig darauf zugreifen und sie quasi in Echtzeit gemäß der aktuellen Situation adaptieren. Der Nutzerkreis – und dazu können auch unternehmensfremde Personen gehören – lässt sich zudem jederzeit problemlos erweitern.

Mit nur minimalem Aufwand kann das Unternehmen beispielsweise einen neuen Unterauftragnehmer in die eigenen Prozesse integrieren, ohne ihm – wie bislang – ein umfangreiches Softwarepaket zur Verfügung zu stellen oder ihm Zugriff auf das eigene ERP-System gewähren zu müssen. Damit wird Transparenz für die Bearbeitungsschritte des Lohnbearbeiters geschaffen und der „Stille-Post-Effekt“, bei dem Informationen verloren gehen oder verfälscht werden, gehört der Vergangenheit an. Alle Beteiligten haben Zugriff auf die Primärinformationen.

Easy zu skalieren

Dazu kommt, dass sich Ressourcen in der Cloud sehr einfach und ohne Zeitverzug skalieren lassen. Die hohe Daten- und Prozesssicherheit, die etablierte Cloud-Provider gewährleisten, sind ein weiteres Plus. Der Grad der Cloud-Nutzung steigt in dem Maße, wie die Cloud-IT die Prozesse ausbaut. Etwa indem nun selbst kleinere Standorte an zentrale Lagerverwaltungsprozesse angeschlossen werden.

Damit ist es den Unternehmen nun unkompliziert möglich, dezentrale Lager beziehungsweise verkehrsgünstige Mikrodepots zu betreiben. Auch die Abbildung von Vendor-Managed-Inventory-Szenarien, bei denen Bestandstransparenz über Cloud Apps ermöglicht wird, ist ein weiteres Beispiel. Sogar die Wartungs- und Serviceteams können nun in Echtzeit von unterwegs aus ihre Bestände verwalten.

Vorbei sind die Zeiten, in denen der Monteur vor Ort beim Kunden erst umständlich prüfen musste, ob sich das für die Reparatur benötigte Ersatzteil im Wagen befindet. Stattdessen fungiert der Kofferraum als mobiles Lager. Mehr noch: Selbst die Nachschubsteuerung lässt sich automatisieren.

Bei Entnahme des Ersatzteils aus dem Wagen oder einem Mikrodepot bucht der Mitarbeiter über seine App das Bauteil aus dem Lager aus. Sinkt der Bestand unter eine zuvor definierte Grenze, löst die Materialdisposition automatisiert die entsprechende Nachbestellung aus.

IT mobil steuern

In der Logistik muss die IT dem geänderten Nutzerverhalten Rechnung tragen. Es genügt daher nicht, wenn sich die logistischen Prozesse am stationären Rechner steuern lassen. Gerade in Transportwesen und Lagerhaltung sind die Mitarbeiter viel unterwegs und müssen mobil via Smartphone die Abläufe steuern beziehungsweise kontrollieren.

Doch damit nicht genug. Die Lösungen sollten ebenso reibungsfrei via Wearables oder Connected Cars funktionieren. Nutzt der Mitarbeiter im Lager beispielsweise seine Smartwatch, um Ware zu kommissionieren, spielt es weder eine Rolle, wo er sich gerade befindet, noch muss er ständig sein Smartphone zur Hand nehmen, um sich einzuloggen. Wichtig ist, dass sich die Endgeräte nicht gegenseitig ausschließen, sondern miteinander kompatibel sind.

Der digitale Kollege denkt mit

Bei der Steuerung logistischer Prozesse fallen zahlreiche Daten an – etwa Informationen über Fahrzeiten für verschiedene Verkehrsmittel oder saisonale Lastspitzen bei der benötigten Lagerkapazität. Es liegt auf der Hand, diese Daten miteinander zu verbinden, zu analysieren und mit Hilfe von Algorithmen und künstlicher Intelligenz (KI) ihnen innewohnende Muster zu erkennen. Zum Beispiel, wie eine durchschnittliche Fahrtdauer von der Tageszeit abhängt. Oder ob die vorhandene Gesamtkapazität an Lagerraum dem tatsächlichen Bedarf entspricht und die Standorte gleichmäßig ausgelastet sind.

Auch die Prognose von benötigten Mitarbeitern an Logistikstandorten zur Schichtplanung lässt sich durch den Einsatz dieser Algorithmen verbessern. Letztendlich besteht das Ziel darin, die Abläufe bezüglich der Kosten, Zeitaufwände oder anderer Aspekte zu verbessern. Besonders im Retourenmanagement können Unternehmen enormes Optimierungspotenzial erschließen, indem smarte Tools die jeweils kürzesten Transportwege zwischen Endkunden und den Warenlagern bestimmen oder Rücksendungen bündeln.

Gastautor Christoph Tieben ist Senior Manager SAP Logistics bei Arvato Systems.

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