Verkehr und Logistik fallen bei der digitalen Transformation weiter zurück. Das geht aus dem Ergebnisbericht zum Digitalisierungsindex 2021, den das Institut der deutschen Wirtschaft im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums erhoben hat. Auf der Ebene der zehn betrachteten Branchen zeigt sich, dass vor allem die Gruppe Verkehr und Logistik der große Verlierer ist.
Demnach schneidet die Branche noch schlechter ab als 2020. Sie landet mit 70,1 Punkten (2020: 75,4) auf Rang 9, dahinter folgt nur noch das Segment Sonstiges produzierendes Gewerbe, wozu die Energie- und Wasserversorgung, die Abwasser- und Abfallentsorgung sowie das Baugewerbe zählen. Der Durchschnittswert aller zehn betrachteten Sektoren beträgt 105 Punkte (2020: 100). Deutlich unterdurchschnittlich sind zudem der Handel sowie das Sonstige verarbeitende Gewerbe. Allerdings legten diese Branchen alle etwas zu – außer Verkehr und Logistik.
Die Entwicklungen der Branchengruppe seien vor allem im Lichte der Corona-Pandemie zu betrachten, „da sie anfangs durch Grenzschließungen und im Verlauf der Pandemie durch eine starke Nachfrage vor besonderen Herausforderungen gestanden hat und immer noch steht“, schreiben die Autoren in ihrem Bericht. Darunter habe offensichtlich auch die Entwicklung der Digitalisierung gelitten.
Äußerst wenig forschungsaktiv
Der Subindex Prozesse ist der einzige, bei dem das Logistiksegment überdurchschnittlich abschneidet und deutlich dazugewinnt (plus 20,2 Punkte). Dies ist vor allem auf die zunehmende digitale Vernetzung der Branchenfirmen mit Externen zurückzuführen. „Tatsächlich ist die Branche derzeit oft noch der Flaschenhals der Geschäftstätigkeit anderer Branchen, sodass weitere Effizienzsteigerungen wünschenswert wären“, heißt es hier im Bericht.
Ihr schlechtestes Ergebnis erzielt die Branche bei den Forschungs- und Innovationsaktivitäten. Verluste werden vor allem in den Bereichen Produkte und Geschäftsmodelle, aber auch bei der Mitarbeiterqualifizierung verzeichnet. Verkehr und Logistik sind zudem erneut Schlusslicht in der Kategorie Innovationslandschaft.
Die sechs Subindizes, die den Gesamtindex der Branchen bilden, ergeben sich aus 15 Indikatoren. Bei diesen zeigt sich zum Beispiel, dass der Anteil der F&E-Ausgaben am Umsatz in der Branche Verkehr und Logistik nur 0,1 Prozent beträgt (Durchschnitt aller Branchen: 3,3 Prozent). Und auf 10.000 Beschäftigte kommen in der Branche lediglich 0,14 Unternehmensgründungen mit digitalen Geschäftsmodellen (Durchschnitt: 0,8).
Der Anteil der Firmen mit stark digitalisierten Prozessen verharrt bei 30 Prozent, während der Anteil der Logistikunternehmen, die ihre Prozesse mit externen Partnern vernetzen, von 13 auf 19 Prozent gestiegen ist. Gesunken sind die Umsatzanteile mit voll- und teildigitalisierten Services (von 12 auf 8 und von 8 auf 5 Prozent). Der Anteil der Firmen, die digitale Geschäftsmodelle verwenden, hat sich von 22,5 auf 20 Prozent verringert.
Der Rückgang beim Indikator „Digitale Beschaffungskanäle“ sei möglicherweise auf die Corona-Pandemie zurückzuführen. „Im Befragungszeitraum 2020 war die Corona-Situation für die Unternehmen der Branche etwa wegen Grenzschließungen noch deutlich angespannter als im Befragungszeitraum 2021, sodass viele Unternehmen 2020 über digitale Frachtbörsen beschafften“, schreiben die Autoren. So sei der Beschaffungsanteil über digitale Kanäle im ersten Corona-Jahr überdurchschnittlich hoch gewesen. Im Jahr 2021, als sich die Lage entspannt hatte, seien die Unternehmen eher wieder zu traditionellen Beschaffungen über Standardtransporte und analogem Kundenkontakt übergegangen.
Positiv ist: Der Anteil der Unternehmen, die Weiterbildungen für IT-Fachkräfte anbieten, ist im vergangenen Jahr leicht gestiegen. Damit bildet die Verkehrs- und Logistikbranche die Ausnahme, in allen anderen Sektoren gab es hier Rückgange. In allen Segmenten sind allerdings die Anteile in Bezug auf die Weiterbildung der IT-Anwender im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. „Es liegt nahe, die Rückgänge bei den IT-Weiterbildungen der Corona-Pandemie zuzuschreiben“, schreiben die Autoren. Durch die Krise seien bei vielen Unternehmen die Weiterbildungsbudgets gesunken. Die Datenlage lasse allerdings noch keine direkten Rückschlüsse auf die Pandemie zu.
Zur Methodik
Der Digitalisierungsindex wurde bereits das zweite Mal vom Institut der deutschen Wirtschaft im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums erhoben. Er demonstriert die Entwicklung deutschlandweit sowie auf den Ebenen der Branchen, Unternehmensgrößenklassen, Bundeslandgruppen und Regionstypen. Dabei werden unternehmensexterne und firmeninterne Kategorien berücksichtigt. Bei der hier dargestellten Branchenbetrachtung fließt von den externen Subindizes nur die Kategorie Innovationslandschaft ein, andere Rahmenbedingungen wie die technische Infrastruktur werden also nicht berücksichtigt. So setzt sich der jeweilige Branchenwert aus sechs Subindizes zusammen. Jede Kategorie enthält wiederum mehrere Indikatoren, insgesamt sind es 15. Der Subindex Prozesse zum Beispiel wird von den Indikatoren digitale Vernetzung und digitaler Reifegrad bestimmt.