Logistikwissen zum Durchstarten

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Grüne IT für grüne Logistik
Von DVZ Redaktion

Digitalisierung spielt eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung grüner Logistik und kann Unternehmen bei der Umstellung auf nachhaltigere Prozesse unterstützen. Die Logistikbranche kann mithilfe von IT oder intelligenter Planungs- und Steuerungssoftware Verpackungsmaterial sparen, Kapazitäten von Transportmitteln optimiert nutzen, Zeit und Strecke auf der Straße reduzieren und die Anzahl überflüssiger Stopps minimieren. Effizientere Prozesse sparen Kosten und bedeuten eine geringere Umweltbelastung.

Digitale Produkte und Dienstleistungen haben aber ihrerseits Auswirkungen auf die Umwelt, die in immer größerem Maße ins Gewicht fallen. Oft ist intelligentere Software (zum Beispiel auf Basis von künstlicher Intelligenz) gleichbedeutend mit höherer Rechenleistung und größerem verarbeiteten Datenvolumen – und dadurch mit höherem Energieverbrauch. Bereits heute entfallen 5 bis 9 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs auf IKT (Informations- und Kommunikationstechnologien), und realistische Schätzungen gehen von einer Steigerung auf 20 Prozent bis 2030 aus.

Um eine nachhaltige Logistik umzusetzen, ist es daher unumgänglich, sich nicht nur auf das Verringern des Fußabdrucks von Geschäftsprozessen mit Hilfe von IT zu konzentrieren, sondern auch die Auswirkungen der IT selbst zu berücksichtigen. Die Bereiche Hardware und Software müssen dabei als Gesamtsystem betrachtet sowie optimiert werden, um Ressourcenverbrauch und Emissionen zu minimieren.

Umweltauswirkungen von IT

Bei der Hardware stehen Ressourcenverbrauch, Produktions- und Logistikprozesse sowie das Recycling im Vordergrund. Endnutzergeräte (Smartphones, Tablets) sind besonders ressourcenintensiv und enthalten viele Elemente, die als kritisch gelten oder nur in geringen Mengen verfügbar sind. Sie erzeugen zum Beispiel eine erhebliche Nachfrage nach Kobalt und Palladium (jeweils etwa 9,4 beziehungsweise 8,9 Prozent der weltweiten Primärproduktion) und sind von anderen seltenen Metallen wie Tantal, Silber, Gold, Indium, Kupfer, Lithium und Aluminium abhängig. Am Ende des Lebenszyklus werden weltweit nur etwa 17 Prozent des Elektroschrotts fachgerecht entsorgt. Ein noch geringerer Anteil wird optimal recycelt, so dass große Anteile der wertvollen Ressourcen nicht zurückgewonnen werden.

Software trägt zu diesem Problem bei. In den Anfangszeiten der Softwarebranche wurde jede Zeile Code optimiert, um trotz der geringen Kapazität der Hardware lauffähige Programme zu erstellen. Heute wird mit Ressourcen wie Speicherplatz und Rechenleistung großzügig umgegangen. Wer sich aktuell zum Beispiel mit einem Upgrade auf Windows 11 beschäftigt, stellt fest, dass das neue Betriebssystem im Vergleich zum Vorgänger massiv höhere Ansprüche an die Hardware stellt. Millionen Rechner werden zu Elektroschrott, ohne einen Defekt aufzuweisen, wenn 2025 das letzte Sicherheits-Update für Windows 10 ausgerollt wird. Denn danach ist der Nutzer zum Upgrade (in der Regel über Rechnerneukauf) gezwungen oder nimmt Sicherheitslücken in Kauf. Dieser und ähnliche Fälle führen dazu, dass in Betrieben täglich vielfach Geräte nur deshalb ersetzt werden, weil sie mit den steigenden Anforderungen der Software nicht mithalten können.

Hoher Energieverbrauch

Die Anforderungen von Software treiben zudem den Energieverbrauch in die Höhe. Jeder hat die Erfahrung gemacht, dass sich bestimmte Apps auf dem Smartphone als Energiefresser erweisen. Viele Anwender setzen auf den Energiesparmodus, der die Batterie durch Reduzieren der Rechenleistung und Einschränkung von Hintergrundprozessen schont. Auch auf Laptops und Großrechnern gelten ähnliche Prinzipien: Die laufende Software hat entscheidenden Einfluss auf den Energieverbrauch der Geräte. Der Effekt zeigt sich auf der Stromrechnung und in der CO₂-Bilanz.

Auf dem Weg zu grünen Systemen

Um den Trend ressourcenfressender Systeme zu stoppen, braucht es eine konsequente Beachtung von Nachhaltigkeitskriterien im Projektmanagement von Logistik- und IKT-Projekten sowie bei Anschaffungsentscheidungen. Das Ziel muss sein, auch bei digitalen Systemen die optimale Balance zwischen (Umwelt-)Kosten und Nutzen zu finden. Softwarehersteller sollten auf Green Coding und andere Maßnahmen setzen, um energie- und ressourcenschonende Software zu entwickeln. Bei Gesetzgebern, Normen und Regularien rückt IKT zunehmend in den Fokus, wodurch sich der Druck erhöht, mehr Transparenz und umweltfreundlichere Systeme zu schaffen.

Unternehmen, die grüne Logistik ernst meinen, setzen auch auf grüne IT-Systeme und messen sowie verbessern die mit den Systemen in Verbindung stehenden Auswirkungen kontinuierlich.

Die Autorin: Roberta Haseleu ist Senior Manager und Practice Lead „Green Technology“ bei Reply.

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