Logistikwissen zum Durchstarten

Gefaltete Kunststoffladungsträger warten im Lager auf ihren Einsatz.
© Orbis GmbH
Lieferketten mit Transportverpackungen aus Kunststoff nachhaltiger gestalten
Von DVZ Redaktion

Laut einer 2021 von Hermes International durchgeführten Befragung unter 200 Logistikentscheidern deutscher Unternehmen halten 36 Prozent nachhaltige Strategien in der Logistik für notwendig. Knapp ein Drittel der Befragten hat bereits eine Strategie für mehr Nachhaltigkeit innerhalb der Lieferkette entwickelt.

Doch welche konkreten Schritte können Organisationen ergreifen, um Lieferketten nachhaltiger zu gestalten und negative Umwelteinflüsse zu minimieren? Mit dem Konzept der Circular Economy, also der Orientierung hin zur Kreislaufwirtschaft, schließen Unternehmen den Rohstoffkreislauf durch Reduktion, Wiederverwendung und Recycling. Sie reduzieren damit negative Umwelteinflüsse, ausgelöst durch Produktionsbedingungen oder Prozesse in der Lieferkette. Ein Bereich, den es hierbei zu evaluieren gilt, ist der der Transportverpackungen.

Mehrweg statt Einweg

Das Konzept der Circular Economy zielt darauf ab, Rohstoffe und Produkte so lange wie möglich im Kreislauf zirkulieren zu lassen und negative Auswirkungen auf die Umwelt durch weniger CO₂-Emissionen und Abfall zu minimieren. Das schließt auch die Wahl der Transportverpackungen mit ein. Nach dem Mehrwegprinzip werden Verpackungslösungen aus Kunststoff wie Großladungsträger, Paletten und Boxen mehrfach eingesetzt – bei sachgemäßer Handhabung zehn Jahre und länger. Holzpaletten hingegen können circa zehnmal verwendet werden, Behälter aus Wellpappe lediglich einmal. Erreicht ein Ladungsträger sein Lebensende, wird er recycelt. Die enthaltenen Rohstoffe fließen als Rezyklat in den Kreislauf zurück. Wichtig dabei: Die Produkte müssen von Anfang an auf die Circular Economy ausgerichtet und bereits in der Entwicklung langlebig und recycelfähig gemacht werden.

Mehrweg-Großladungsträger aus Kunststoff sind faltbar. Das sorgt für eine optimierte Auslastung im Leertransport und im Lager. (Foto: Orbis GmbH)

Durch wiederverwendbare Kunststoffverpackungen senken Unternehmen CO₂-Emissionen und verbrauchen weniger natürliche Ressourcen: Bei der Herstellung eines Kunststoff-Großladungsträgers werden im Vergleich zu einer Stahl-Gitterbox 60 bis 70 Kilogramm CO₂ eingespart. Auch im Transport können Organisationen Treibhausgase reduzieren, zum Beispiel mit Hilfe von faltbaren Ladungsträgern. Im Leerzustand führt die Faltbarkeit zu einer optimalen Auslastung im Rücktransport. Weniger Fahrzeuge auf den Straßen bedeuten gleichzeitig reduzierte CO₂-Emissionen.

Für Umwelt und Wirtschaft

Ein Blick in die Praxis: Für den Transport von Bauteilen zwischen Zulieferern in ganz Europa nutzte ein Landmaschinenkonzern Stahl-Gitterboxen. Neben den hohen Kosten für Leertransporte auf langen Transportwegen waren das hohe Gewicht sowie das Risiko für Rost, Verbiegen oder eine Beschädigung der Stahlbehälter problematisch. Als Alternative wählte der Konzern faltbare Großladungsträger aus Kunststoff (HDPE) mit einem Grundmaß von 1.200 mal 800 Millimeter. Damit hat er seinen CO₂-Fußabdruck deutlich reduziert: Statt 78 Stahlboxen finden nun bis zu 272 gefaltete Kunststoff-Großladungsträger in einem Megatrailer Platz, und der Konzern benötigt anstelle von drei nur noch einen Lkw zum Rücktransport.

Die geschlossenen Wände der Großladungsträger erhöhen zudem den Produktschutz. So müssen weniger Bauteile beschädigt und infolgedessen entsorgt werden. Im Falle von Beschädigungen, beispielsweise von einzelnen Seitenwänden oder Kufen, werden die Verpackungslösungen modular repariert statt entsorgt. Erreichen die Ladungsträger das Ende ihrer Lebensdauer, kauft der Hersteller sie zum Materialpreis zurück; die Kosten für Entsorgung entfallen. 100 Prozent der recycelten Rohstoffe werden anschließend in der Neuproduktion wiederverwendet. Damit schließt sich der Kreis. Zusätzlich zum Transport von Bauteilen sind die Ladungsträger für die Beförderung jeglicher Produkte in Industrieanwendungen geeignet, beispielsweise der Automobilindustrie oder der Schieneninfrastruktur.

Weniger Treibhausgasemissionen, die Erhaltung natürlicher Ressourcen und reduzierter Abfall – Die Umwelt profitiert in vielerlei Hinsicht von dem Konzept der Kreislaufwirtschaft. Unternehmen leisten durch das Agieren im Sinne der Circular Economy nicht nur einen wichtigen gesamtwirtschaftlichen Beitrag. Sie generieren gleichzeitig Vorteile für ihre eigene Geschäftstätigkeit wie Kostenreduktion, Qualitätssteigerung und Prozessgeschwindigkeit.

Der Autor: Jürgen J. Krahé ist Senior Commercial Director EMEA bei Orbis Europe.

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