50 Millionen Quadratmeter Dachfläche sind in den letzten zehn Jahren auf deutschen Logistikimmobilien entstanden – und davon eignen sich rund 30 Millionen Quadratmeter zur Installation von Fotovoltaikanlagen. Dieses Potenzial will eine neue Initiative des Themenkreises Logistikimmobilien der Bundesvereinigung Logistik (BVL) nun heben.
Mehr Energie als für den Eigenbedarf
Dabei geht es nicht allein darum, dass die Logistik ihren eigenen Strombedarf decken kann. Die Installation von ausgedehnten PV-Anlagen auf Lagerhallen und Windrädern in Gewerbeparks sowie der Aufbau von Blockheizkraftwerke und Wasser-Wärmepumpen kann das Thema Energieautarkie auch für Kommunen und Gemeinden voranbringen.
Ziel des Ansatzes ist es, Logistik-Initiativen aus ganz Deutschland sowie Stakeholder aus der Logistik- und Logistikimmobilienbranche zu vereinen, um die Logistik langfristig als Produzent nachhaltiger Energie zu etablieren. Im Fokus stehen dabei die Themen „Ausbau regenerativer Energien“ und „Nutzung von überschüssigen Kapazitäten aus der Logistik“. Die Initiative will entsprechende Handlungsanleitungen erarbeiten.
Möglich wären 2,5 Terrawattstunden Solarenergie
Bis dato wird lediglich ein Bruchteil des möglichen nachhaltigen Energieerzeugungspotenzials genutzt. Allein auf den Dachflächen der Logistikneubauten, die zwischen 2012 und 2022 errichtet wurden, könnten mit einer Fotovoltaik-Fläche von gut 30 Millionen Quadratmetern bis zu 2,5 Terawattstunden Solarstrom erzeugt und in die öffentlichen Netze eingespeist werden. Dies entspricht dem jährlichen Strombedarf von etwa 800.000 Haushalten. Rund 960.000 Tonnen CO2 könnten so jährlich eingespart werden. Dies ist in etwa die Menge, die 100.000 Hektar Mischwald jährlich binden können.
„Wir haben insgesamt rund 400 Millionen Quadratmeter Dachfläche in Deutschland, deren Potenzial wir bestmöglich nutzen sollten. Bis dato wird die Logistikbranche eher mit Verkehrschaos und Luftverschmutzung, denn mit grüner Energie gleichgesetzt. Es ist an der Zeit, ein Umdenken in der Gesellschaft zu bewirken, denn gerade Kommunen und Gemeinden können von den Überkapazitäten profitieren“, so Kuno Neumeier, Sprecher des BVL-Themenkreis Logistikimmobilien und CEO der Logivest Gruppe.
Jüngere Anlagen sind baulich geeignet
„Die wichtigste Hürde für mehr Fotovoltaik auf Logistikimmobilien ist bereits genommen. Denn noch 2012 war nur ein Bruchteil der damals neu geschaffenen Dachflächen allein aus statischen Gründen überhaupt für Fotovoltaik geeignet. Heutzutage gehört die statische Vorrüstung jedoch zu den Standards der Logistikimmobilienentwickler“, ergänzt Tilo Nahrath, Sprecher der Initiative Power of Logistics und Geschäftsführer der RE.source Projects GmbH. Nahrath sieht die Herausforderungen in der ganzheitlichen Betrachtung. Das reiche von der Netzanbindung über Engpässe bei Installateuren und Komponenten bis hin zu steuerlichen Auswirkungen auf Vermieter.
Mit einer optimierten technischen Gebäudeausstattung (TGA) in Kombination mit Fotovoltaik und Wärmepumpen, könnten die ESG-Vorgaben (Environmental Social Governance) nicht nur erfüllen, sondern übertreffen. Dieser Ansicht ist Richard Schneider, ebenfalls Sprecher der Initiative „Power of Logistics“ und Geschäftsführer der Fabrikon GmbH. Zwar werde ein Großteil der erzeugten Energie für den Betrieb der Logistikimmobilien verbraucht, doch ließe sich der Verbrauch durch intelligente Messungen und Ansteuerung der Systeme spürbar senken.
„Wenn wir die Einspeisung erhöhen und den Verbrauch senken, können wir tatsächlich vom Energiekraftwerk Logistikhalle sprechen. Das ist der Ansatz, den wir mit „Power of Logistics“ verfolgen“, sagt Schneider.