Die 22-jährige Natalie Rothaar, Auszubildende zur Mechatronikerin bei der Hamburger Hafen und Logistik AG, ist durch ihren Bruder auf die Jobmöglichkeiten im Hafen aufmerksam geworden. Für die Zeit nach der Ausbildung hat sie schon große Pläne, denn Natalie weiß: Man muss sich hohe Ziele im Leben setzen.
Doch gerade die Coronapandemie hat die Gesellschaft vor neue Herausforderungen gestellt. Und besonders junge Menschen, die vor dem Berufseinstieg stehen, kämpfen mit den Folgen der Krise. Auch die Logistikunternehmen mussten in Zeiten des steigenden Fachkräftemangels ihre Ausbildungskonzepte überdenken, um dem Fachpersonal eine adäquate Ausbildung zu bieten. Gleichzeitig stellt die Krise auch die Systemrelevanz der Logistikbranche unter Beweis und sorgt für digitale Lösungen. Hier sind junge Menschen mit innovativen Ideen und technischem Know-How gefragt.
Welche Herausforderungen und Lösungsansätze sehen sie? Was fasziniert die Nachwuchs-Logistiker an der Branche? Und wie wirkt sich die Coronapandemie auf ihre Ausbildung aus? Die DVZ hat bei über 40 Auszubildenden aus 11 Logistikunternehmen nachgefragt.
DVZ: Warum hast Du Dich für die Ausbildung in der Logistikbranche entschieden? Wie bist Du auf die Branche aufmerksam geworden?
Natalie Rothaar: Ich bin durch meinen Bruder, der in Hamburg am Burchardkai arbeitet, auf die Arbeit im Hafen aufmerksam geworden. Er hat mir jeden Tag von seiner Arbeit erzählt. Ich habe mich dann dazu entschieden, dort erst mal ein zweiwöchiges Praktikum zu machen. Das hat mir so gut gefallen, dass ich mich für die Mechatroniker-Ausbildung beworben habe.
Die Ausbildung fasst zwei Berufe in einem zusammen – Elektriker und Mechaniker. Und trotzdem beträgt die Ausbildungszeit nur dreieinhalb Jahre. Dadurch habe ich die Möglichkeit, mich nach der Ausbildung auf eines der beiden Themengebiete zu spezialisieren.
Warum ich mich gerade für die HHLA entschieden habe, ist einfach. Wer hätte nicht gerne auf einer Containerbrücke in 50 Metern Höhe seinen Arbeitsplatz mit Blick über den Hafen?
Was macht Dir an der Ausbildung besonders viel Spaß?
Meine Ausbildung ist vielseitig und interessant. Am spannendsten sind die Betriebszeiten, aber ohne die Berufsschule und unsere Lehrwerkstatt im Hamburger Ausbildungszentrum würde es natürlich auch nicht gehen. Dort lernen wir unser Theoriewissen und haben zusätzlich noch viel praktische Arbeit, die wir im Betrieb nicht so gut umsetzen können, zum Beispiel das Fräsen. Am meisten Spaß macht mir die Arbeit mit den Kollegen und Kolleginnen, die mir bei Fragen immer mit offenem Ohr zur Seite stehen.
Welche Verbesserungsvorschläge hast Du?
Die Ausbildung zur Mechatronikerin ist zwar vielseitig, durch die Automatisierung mittlerweile aber auch sehr elektriklastig. Früher war es vielleicht noch eine 50/50-Aufteilung, während es jetzt eher 70 zu 30 ist. Man muss dadurch viel in der Mechanik nacharbeiten, um trotzdem die Prüfungsthemen draufzuhaben.
Meine Verbesserungsvorschläge sind zum Teil schon umgesetzt oder in Planung. Die Welt wird immer digitaler – umso sinnvoller ist es, mit der Zeit zu gehen und auch die Ausbildung digitaler zu gestalten.
Ein Beispiel ist unser virtuelles Schweißgerät, welches wir, bevor Corona kam, immer mit auf Berufsmessen mitgenommen haben, um interessierten jungen Menschen zu zeigen, was diese Ausbildung alles mit sich bringt.
Wie hat sich die Coronapandemie auf Deine Ausbildung ausgewirkt?
Die Coronapandemie kam in meinem 2. Lehrjahr, also genau vor meiner Zwischenprüfung. Vier Tage vor der theoretischen Prüfung kam überraschend die Nachricht, dass die Prüfung verschoben werden muss. Wir waren natürlich alle sehr enttäuscht, weil wir super vorbereitet waren. Im Endeffekt hatten wir unsere Zwischenprüfung dann im Herbst 2020.
Durch Corona konnten wir zudem nicht die Berufsschule besuchen und mussten dafür ins Home-Office. Dort haben wir ein Online-Lernproramm zur Verfügung gestellt bekommen, womit man vieles wiederholen oder auch ganz neu dazulernen konnte.
Wie geht es nach der Ausbildung für Dich weiter?
Wünschen würde ich mir natürlich, dass ich bei der HHLA in meiner Wunschabteilung übernommen werde. Ansonsten möchte ich erst mal für ein Jahr arbeiten, viele neue Sachen dazulernen und an Herausforderungen wachsen.
Vorstellen könnte ich mir auch, den Meister beziehungsweise den Techniker zu machen, um Aufstiegsmöglichkeiten zu haben, zum Beispiel zum Vorarbeiter. Das ist aber schon sehr weit vorgegriffen. Dennoch muss man sich hohe Ziele im Leben setzen. Ich bin in erster Linie dankbar, meine Ausbildung bei der HHLA angefangen zu haben.
Foto: HHLA