Logistikwissen zum Durchstarten

Manuela Drews Porträt
Manuela Drews Porträt
Manuela Drews ist seit Oktober 2021 Geschäftsführerin von J. Müller in Brake.
© Heide Pinkall
Manuela Drews: „Ich bin jemand, der Mitarbeiter in ihren Büros besucht“
Von DVZ Redaktion

Seit Oktober fährt Manuela Drews morgens 10 Kilometer mehr. Denn statt am Eurogate Container Terminal in Bremerhaven (CTB) wie in den vergangenen 19 Jahren befindet sich ihr Arbeitsplatz seit einem halben Jahr in Brake. Dort ist die 43-Jährige bei J. Müller seitdem als Chief Administration Officer (CAO) für die Zentralen Dienste verantwortlich, sprich das Finanz-, Rechnungs- und Personalwesen.

Damit ist Drews zwar der Hafenwirtschaft treu geblieben, ansonsten hat sich für die gebürtige Bremerhavenerin jedoch viel verändert. Schließlich geht es beim Betreiber von Seehafenterminals und den dazugehörigen hafen- und schifffahrtsnahen Dienstleistungen um Schütt- und Stückgut und nicht mehr um Container.

Verschiedene Bereiche ausprobiert

Das Geschäft mit dem Umschlag der Stahlboxen hatte sie nach ihrem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens an der Fachhochschule in Emden mit Auslandssemestern in Groningen in den Niederlanden und Leicester in Großbritannien anfangs als Trainee bei Eurogate von der Pike auf gelernt, das heißt von der Technik bis hin zu Vertrieb und Operations: „Das Spektrum meiner Tätigkeiten reichte vom Einkauf und der Beschaffung über Vertragsverhandlungen und Events mit Kunden bis zu Bahnprojekten“, berichtet sie mit so viel Begeisterung, als wäre es erst gestern gewesen.

Dabei hatte die damals 22-Jährige nach dem Studium zunächst keinen klaren Berufswunsch und machte sich deshalb auf die Suche nach einem Traineeprogramm in Norddeutschland.

Von Projektmanagement bis Leitung

In der maritimen Branche fühlte sie sich sofort wohl und stieg schnell von der Projektmanagerin über die Leitung der Containerabfertigung und Operations bis zur Betriebsleiterin und schließlich zur Geschäftsführerin von 1.200 Mitarbeitern auf. Vor den ersten Führungsaufgaben hatte sie mit Mitte 20 erheblichen Respekt: „Bei Maschinen kostet ein Fehler Geld, bei Menschen sind diese irreparabel“, erinnert Drews.

„Ich möchte nicht in Rollen fallen, sondern Feedback ermöglichen.“

Manuela Drews

Von Anfang an habe sie daher als Führungskraft authentisch bleiben wollen und Wert darauf gelegt, offen und direkt zu kommunizieren. Dass in der Hafenwirtschaft keine Rücksicht genommen wird, ob jemand weiblich oder jung ist, „finde ich gut“, unterstreicht sie. „Ich möchte nicht in Rollen fallen, sondern Feedback ermöglichen. Das macht mir Spaß und motiviert mich.“ Mit dem direkten Kommunikationsstil müsse man allerdings klarkommen. Und das sei anfangs durchaus mal schwierig gewesen, „zum Beispiel einen Raum zu betreten, und alle hören auf zu lachen“. Mit solchen Situationen könne sie heute ganz anders umgehen und so etwas auch direkt ansprechen.

Wechsel zum Familienbetrieb

Ihren Wechsel zum Familienbetrieb J. Müller in Brake mit derzeit 414 Mitarbeitern hat sie nicht bereut: „Ich wurde hier mit offenen Armen empfangen“, betont sie. Ungewohnt sei es allerdings gewesen, auf einmal die Neue zu sein und sich in all die Details einzuarbeiten. „Der Hafen Brake funktioniert anders und das Geschäftsmodell auch“, stellt sie heraus. Und manchmal spreche man sogar unterschiedliche Sprachen: „Der Heber war für mich bisher immer ein Flurförderfahrzeug, also ein Stapler oder ein Reachstacker“, erzählt Drews. „Hier ist damit der Kran gemeint.“

„Mein Ziel ist es, so schnell wie möglich die Sprache der Mitarbeiter und Kollegen zu verstehen.“

Manuela Drews

Insgesamt zeichneten sich die verschiedenen Geschäftsbereiche durch die hohe Komplexität der Themen im Schütt- und Stückgutgeschäft aus. Sie sei daher immer noch dabei, das Unternehmen und die Aufgabenbereiche ihrer 15 Mitarbeiter aus dem Finanz-, Rechnungs- und Personalwesen kennenzulernen.

„Mein Ziel ist es, so schnell wie möglich die Sprache der Mitarbeiter und Kollegen zu verstehen“, sagt sie. Corona und das Arbeiten im Homeoffice hätten das nicht einfacher gemacht. Drews, die sich als kommunikativ bezeichnet, schätzt eigentlich gerade den persönlichen Austausch und freut sich auf eine Normalität mit Corona. „Natürlich verbringe ich viel Zeit im Büro, aber ich gehe gern raus“, unterstreicht sie. „Ich bin jemand, der Mitarbeiter und Kollegen lieber in ihren Büros besucht und anruft, als eine dreiseitige E-Mail zu schreiben.“

Qualifikationsanreize geplant

Aktuell liegt der Frauenanteil bei J. Müller unter 10 Prozent. Das beschäftigt Drews: „Das wird sich jedoch nur langfristig verändern lassen. Es gibt zwar auch im gewerblichen Bereich immer mehr Frauen, aber aufgrund der geringen Fluktuation dauert das.“

Auch J. Müller spürt den Fach- und Führungskräftemangel. Daher setzt das Unternehmen mit seiner Ausbildungsquote von jetzt 12 Prozent vermehrt auf eigene Lehren. „Trainees wollen wir frühzeitig ans Unternehmen binden und Anreize schaffen für weitere Qualifikation.“ Außerdem sei es wichtig, Leistungen anzuerkennen.

Zudem verantwortet sie an der Unternehmensstrategie „Wachstum und Effizienz“ ausgerichtete Projekte, von denen sie derzeit nur sagen möchte, dass es um Infrastruktur in der Energiewende geht, um eine „gewisse Autarkie als Unternehmen zu erreichen und Energie selbst zu erzeugen“.

Nach der Arbeit geht sie gern joggen oder gärtnert auf dem Bauernhof, auf dem sie mit ihrer Familie lebt. (fho)

Dieser Artikel wurde von Claudia Behrend verfasst.

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