Logistikwissen zum Durchstarten

Mit Sorge blicken deutsche Mittelständler in die Zukunft.
Mit Sorge blicken deutsche Mittelständler in die Zukunft.
Die Störungen entlang der Lieferketten bereiten vielen Mittelständlern in Deutschland Sorgen.
© picture alliance / Westend61 / Daniel Ingold
Probleme in Lieferketten verschärfen sich deutlich
Von DVZ Redaktion

Deutsche Unternehmen spüren eine deutliche Verschärfung der Lieferengpässe infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. So melden rund 60 Prozent der Firmen zusätzliche Störungen in der Lieferkette und in der Logistik, wie aus einer derzeit laufenden Blitzbefragung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) hervorgeht.

Dies treffe vor allem den Mittelstand, betont DIHK-Vizepräsident Ralf Stoffels. Weiter verschärft werde die Lage durch die steigenden Energie- und Rohstoffkosten. Der industrielle Mittelstand schiebe ein Auftragspolster vor sich her, das wegen der Lieferengpässe nicht abgearbeitet werden könne. Für einige Unternehmen gehe es gar nicht mehr darum, ob und wieviel Gewinn sie machen oder ob sie Lieferfristen einhalten können, sondern schlicht um die Existenz.

Rohstoffe nicht verfügbar

Die Industriebetriebe stecken in der Zwickmühle: „Sie bekommen selbst weniger Vorprodukte oder – wie vor allem bei Energie – nur zu sehr hohen Preisen“. Die Kostensteigerungen könnten sie ihrerseits nur teilweise an ihre Kunden weitergeben und wegen der Verzögerungen in der eigenen Lieferkette selbst immer schlechter liefern.

Stoffels ist einer der Geschäftsführer der BIW Isolierstoffe GmbH, ein Hersteller von Silikonkautschuk-Präparaten. „Gerade für Mittelständler ist die Lage schwierig. Viele Rohstoffe sind nicht ausreichend verfügbar“, sagt er. Sein Unternehmen ist vor allem auf Silizium angewiesen, das zu 85 Prozent aus China kommt.

Jedes fünfte Unternehmen in schwieriger Finanzlage

DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier betont, Deutschland sei in einem signifikanten Ausmaß von russischen Lieferungen etwa von Nickel oder Titan abhängig. Diese seien zum Teil unverzichtbar. Preissteigerungen bei Rohstoffen und Energie würden am Ende auch beim Verbraucher ankommen. Fast 20 Prozent der Firmen sagten, dass sie eine problematische Finanzlage hätten. Investitionsabsichten im In- und Ausland gingen infolgedessen zurück.

Steigender Kostendruck bei Fuhrunternehmen

Der Fahrermangel ist ein weiteres Problem, das durch den Krieg in der Ukraine verschärft wird. Laut Stoffels arbeiten in Polen etwa 100.000 Lkw-Fahrer aus der Ukraine. „Die stehen nun nicht mehr zur Verfügung.“ In Deutschland betrage der Anteil ukrainischer Fahrer etwa 7 Prozent. Die Speditionen und Transportunternehmen stehen ihrerseits ebenfalls unter hohem Kostendruck wegen gestiegener Kraftstoffpreise. Stoffels hat Verständnis, dass die Betriebe die Kosten weitergeben müssen, doch das belaste die mittelständische Wirtschaft zusätzlich. Zudem könnten die Fuhrunternehmen schon gar nicht mehr alles abfahren.

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