Logistikwissen zum Durchstarten

Martin Schwemmer (40) will die Bundesvereinigung Logistik auf neuen Kurs bringen.
© BVL
Schwemmer will Logistik-Community erweitern
Von DVZ Redaktion

Ein sonniger Montag ist Martin Schwemmers erster Arbeitstag. Der neue Geschäftsführer der Bundesvereinigung Logistik (BVL) ist gerade in der Bremer Geschäftsstelle an der Weser angekommen. Der 40-Jährige ist entspannt, gut gelaunt und gesprächsfreudig. Es wirkt so, als mache er den Job schon länger.

Bei der BVL tritt Schwemmer die Nachfolge von Christian Grotemeier an und bildet gemeinsam mit Christoph Meyer und Mike Holtkamp die dreiköpfige Geschäftsführung. Innerhalb des Trios ist er verantwortlich für Innovation, Vertrieb und IT. Sein Anspruch ist, in dieser Konstellation offen, transparent und auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten. „Viel Kommunikation ist dabei sehr wichtig“, sagt er. Zugleich soll natürlich jeder in der Geschäftsführung seine persönliche Note einbringen können. Bei ihm ist es seine reflektierende, authentische Art

Im Rahmen seiner Arbeit an den Top 100 hat er sich sehr tief in den Wirtschaftsbereich Logistik eingearbeitet und kennt ihn wohl wie kaum ein anderer. Über diese intensive inhaltliche Auseinandersetzung ist er zu einem Verständnis der Branche gelangt, das er selbstbewusst und überzeugend vermitteln kann. Es geht ihm nicht darum, „die Logistik zu romantisieren“, wie er sagt, sondern klar zu machen, was sie kann und was nicht.

Langfristige Positionierung

Mit diesem Ansatz will er auf einen erweiterten Kreis zugehen, also auf Unternehmen und Personen, die nicht unmittelbar mit der Logistik Berührungspunkte haben, aber dennoch auf sie angewiesen sind. Schwemmer möchte diese „Outsider“, wie er die Zielgruppe nennt, besser verstehen, um ihnen die Logistik näher bringen zu können. „Das ist auch wichtig für die langfristige Positionierung der BVL.“ Denn die Community profitiert von Vielfalt in ihrem Netzwerk. Im Bereich Informationstechnik und Datenanalyse vermutet der Marktkenner noch viele Outsider.

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Martin Schwemmer kennt die Herausforderungen der Logistikwirtschaft sehr gut.

Schwemmers Blick auf die Logistikwirtschaft ist sehr differenziert. Er nimmt sich Zeit, um einzuordnen, Gedanken auszuformulieren und niederzuschreiben. Dadurch kann er profunde Einschätzungen abgeben und fällt keine vorschnellen Urteile. Zu Fragen der Logistikwirtschaft gibt er keine pauschalen vorgefertigten Antworten, sondern betrachtet einen Aspekt immer von mehreren Seiten. Genauigkeit und Präzision kann man von ihm erwarten, Oberflächlichkeit sucht man hingegen bei ihm vergeblich. Das ist auch ein Ergebnis seiner jahrelangen wissenschaftlichen Arbeitsweise.

Promoviert hat der in Sulzbach-Rosenberg (Oberpfalz) Geborene über den Erfolg von Start-ups in der Logistik. Eine wesentliche Erkenntnis dabei: Gründer benötigen nicht nur ein technisches Tool, mit dem sie ein Problem angehen, sondern tiefgreifendes Verständnis für Prozesse und Marktmechanismen. Und sie dürften eines nicht außer Acht lassen: den Menschen. „Denn Logistik lässt sich nicht auf technische Abläufe reduzieren.“

Austausch als Motivation

Was ihn fasziniert, ist die Vielfältigkeit der Logistik sowohl bezogen auf die Aufgabenbereiche als auch auf die Menschen, die in diesem Wirtschaftsbereich arbeiten. So wie sich die Logistik durch alle Bereiche der Wirtschaft zieht, durchdringt sie auch alle Bereiche der Gesellschaft. Das zeigt sich an den zahlreichen Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten sowie enorm vielen Arbeitsfeldern mit einem breiten Spektrum an Jobprofilen. „Das ist ein wesentlicher Unterschied zu anderen Bereichen der Wirtschaft“, stellt Schwemmer fest. Dieser Austausch auf verschiedenen Ebenen und das Eintauchen in viele Wissensgebiete ist für ihn ein großer Motivationsfaktor.

Privat steht bei dem Vater zweier Kinder (4 und 1) seine Familie im Mittelpunkt. Die muss sich nun erstmal in Bremen einleben. Die Hansestadt ist Neuland für sie. „Bislang hat es uns immer eher in die Berge verschlagen“, erzählt Schwemmer, denn seine Frau ist Österreicherin. Doch er habe in Bremen genug Ankerpunkte aufgrund privater und geschäftlicher Kontakte.

Eines aber – das weiß Martin Schwemmer schon an seinem ersten Arbeitstag in Bremen – wird er vermissen: Die fränkische Küche.

Zur Person Martin Schwemmer stammt aus Nürnberg. Nach der Zeit bei der Bundeswehr hat er eine Ausbildung zum Mediengestalter für Digital- und Printmedien absolviert und dann mit dem BWL-Studium an der Universität Erlangen-Nürnberg begonnen. Seine Diplomarbeit hat er am Logistiklehrstuhl bei Prof. Peter Klaus geschrieben. Recht bald arbeitete Schwemmer dann auch an dem von Klaus initiierten Standardwerk Top 100 der Logistik mit, seit 2013 ist er dafür als Autor voll verantwortlich. Bei der Arbeitsgruppe SCS des Fraunhofer-Instituts war Schwemmer zuletzt als Senior Consultant Leiter der Gruppe Market Intelligence. Seit 2013 ist er zudem Mitglied im Gremium der Logistikweisen. Seine Position als Geschäftsführer der Bundesvereinigung Logistik trat Schwemmer im Februar 2022 an.

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