Logistikwissen zum Durchstarten

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Start-up-Kurzvorstellung: Onlogist will Autoüberführungen vereinfachen
Von Amelie Bauer

Vor der Gründung von Onlogist hatten Felix Müller und Moritz Pagendarm nicht viel mit Logistik zu tun. Die beiden führten gemeinsam eine Softwareagentur. Die Idee für ihr Start-up entstand als Christian Wesner, während der Zusammenarbeit mit der Agentur, ihnen sein Leid mit den Autovermietungen klagte. Wesner arbeitet in der Eventlogistik, berichtet Müller im Interview mit Blue-Rocket. Für die Events musste Wesner öfters viele Leihwagen gleichzeitig organisieren. Da die Autovermietungen meist nicht genügend Wagen an einem Standort hatten, musste er diese von den unterschiedlichsten Orten abholen lassen. Durch die Einwegpauschalen steigen die Preise allerdings enorm, da die Autovermieter für jeden Wagen einen anderen Dienstleister beauftragen mussten.

Die Autovermieter waren also damit beschäftigt, unterschiedlichste Anbieter anzurufen, um ein passendes Angebot zu finden. Um diesen Schritt zu umgehen, haben die Gründer eine Software mit einem integrierten Marktplatz entwickelt, die den Vermietern die logistischen Prozesse erleichtern soll. Der Marktplatz kann entweder über die von Onlogist bereitgestellte Plattform genutzt oder auch in eigene Unternehmenssysteme integriert werden. Versicherung, Prüfung und Abrechnung des Auftrags werden vom Start-up übernommen. Zudem gibt es Pläne, das Angebot zu erweitern: „Langfristig soll Onlogist alle Services anbieten, die rund um das Flottenmanagement bereitgestellt werden müssen, wie beispielsweise die Wartung und Reinigung von Fahrzeugen“, erläutert Müller.

B2C-Bereich zeigt Interesse

Der Markplatz bringt Autovermietungen, Autohäuser und Werkstätten zusammen mit Dienstleistern, die die Überführungen des Fahrzeugs oder der Fahrzeuge übernehmen können. Dafür wird ein Auftrag eingestellt, der nun von einem der aktuell 500 Unternehmen oder 9.000 Selbständigen angenommen werden kann. Die Preise werden dabei von den Dienstleistern selbst bestimmt und verhandelt. Dabei kann es um Rückführungen von Leasingwagen gehen, aber auch um andere Aufgaben des Flottenmanagement, wie die Verteilung der Wagen auf die jeweiligen Standorte. Neben dem B2B-Geschäft findet das Konzept auch im B2C-Bereich immer mehr Anklang. „Gerade durch die Coronapandemie wünschen sich viele Kunden eine kontaktlose Option, ihr Auto zur Reparatur zu geben“ erklärt Müller.

Im Durchschnitt wird ein Auto 60 bis 150 km bewegt. Es gebe auch Auftraggeber, die Wagen aus Italien, Spanien oder Osteuropa abholen lassen. Solche Strecken seien bei den Fahrern besonders beliebt, da sie eine Abwechslung der Szenerie bieten, erzählt Müller. Spontane Überführungen können je nach Strecke, mit einem Vorlauf von vier bis fünf Stunden meist noch am selben Tag ausgeführt werden.

Die Anforderungen an Unternehmen und Selbständige, die ihre Dienste auf der Plattform anbieten wollen, sind die gleichen. Es müssen ein Auszug aus dem Handelsregister oder ein Gewerbeschein und der Beleg einer Transporthaftversicherung vorliegen. So eine Versicherung bietet Onlogist in Zusammenarbeit mit dem Versicherungsanbieter Ergo auch selbst an.

Zukunftspläne: Telematik und Expansion

Neben der Plattform gibt es noch eine App, in der die Fahrer Aufträge annehmen und den Status der Fahrt eintragen können. Damit sieht der Auftraggeber, ob und seit wann das Auto auf dem Weg ist. Aktuell arbeitet das Unternehmen an einer Tracking-Lösung, in Form einer Weiterentwicklung der App, mit der nicht nur der aktuelle Stand abgerufen werden kann, sondern auch überprüft werden kann, ob der Fahrer vernünftig fährt. „Eine besonnene Fahrweise vermindert nicht nur das Schadensrisiko, sondern schützt auch die Umwelt“, erklärt Müller. Dazu kommt, dass die Fahrdienste mögliche Boni oder Vergünstigungen bei der Versicherung erwarten, wenn sie das Gaspedal „nicht durchgehend gedrückt halten“, scherzt Müller. Weitere Zukunftspläne beinhalten die Expansion nach Österreich und in die Schweiz und später auch Südeuropa. Momentan kümmert sich das Start-up noch um das „Henne-Ei-Problem“, wie es der Gründer beschreibt. Denn bevor man einen neuen Markt erschließt, müsse erst einmal ausgelotet werden, wie es denn mit Angebot und Nachfrage steht. Gibt es genug Auftraggeber, die Überführungen benötigen und wenn ja, gibt es dann auch genug Dienstleister, die diese durchführen können? Sind diese Fragen erst einmal geklärt, sei es für Onlogist ein Leichtes, am neuen Markt zu starten, denn die Software wurde bewusst skalierbar gestaltet.

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