Logistikwissen zum Durchstarten

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Turbo-Karriere mit dualem Logistikstudium
Von DVZ Redaktion

Erst mal was Praktisches machen, das hatte sich Maurice Eschmann vorgenommen. So wie er ticken viele Abiturienten, die nach jahrelangem Schulalltag nicht sofort studieren wollen. Also hatte der 23-Jährige 2015 bei dem Logistik-IT-Spezialisten Axit, der heute als Siemens Digital Logistics zum Siemens-Konzern gehört, eine Ausbildung zum Informatikkaufmann begonnen. Dass es „irgendwas Technisches“ werden würde, hatte er schon in der Oberstufe gewusst. Eines seiner Lieblingsfächer war Informatik. Doch schließlich reifte in Eschmann die Erkenntnis, dass er doch lieber studieren wollte, als den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen, und so verkürzte er seine Ausbildung um neuneinhalb Monate. Mit dieser Vorstellung bewarb er sich erneut bei seinem Arbeitgeber Siemens Digital Logistics – und wurde für ein duales Studium angenommen. In Kooperation mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mannheim studiert er nun Wirtschaftsinformatik in der Fachrichtung Sales/Consulting.

Aktive Fachkräftesicherung

„Mit dem Angebot des dualen Studiums betreiben wir Fachkräftesicherung für anspruchsvolle Zielpositionen“, erklärt Sandra Ulrich, HR-Chefin bei Siemens Digital Logistics.

„Die Absolventen können ihr erworbenes Fachwissen direkt in unserem Unternehmen anwenden und setzen ihre Karriere bei uns nahtlos fort.“ Neben der hohen Affinität zu IT-Themen und BWL müssen Kandidaten, die sich bei dem Digitalisierungsspezialisten um ein duales Studium bewerben, Kommunikations- und Teamfähigkeit sowie ein ausgeprägtes Maß an Selbstständigkeit mitbringen.

Und die wird dualen Studenten seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie in besonderer Weise abverlangt: Denn auch für Studenten ist das Homeoffice in diesen Zeiten über Monate hinweg Praxis. „Es ist wichtig, sich selbst eine Tagesstruktur zu geben“, sagt Eschmann. Man müsse das Selbststudium ernst nehmen und sehr viel Selbstdisziplin besitzen, um Themen nachzubearbeiten. Die Herausforderung: Arbeitsgruppen der Hochschulen fallen weg. „Man trifft sich online“, so der angehende Wirtschaftsinformatiker.

Es ist wichtig, sich im Homeoffice selbst eine Tagesstruktur zu geben.

Maurice Eschmann
Jonathan Appel studiert Logistik- und Industriemanagement und arbeitet in der Hamburger Niederlassung des Wormser Logistikdienstleisters TST. (Foto: TST)

Die Supply Chain fasziniert

Diese Erfahrung teilt auch Jonathan Appel. „Nach Hause kommen und sich auf die Couch legen, geht nicht“, sagt der 24-Jährige, der direkt nach dem Abi erst mal Wirtschaftsrecht in Pforzheim studiert hat, aber mit dem Studienfach von Anfang an haderte. Die Perspektive, „jeden Tag Verträge wie ein Sachbearbeiter“ prüfen zu müssen – damit hat sich der ehemalige Fußball-Jugendprofi des Traditionsvereins Karlsruher SC dann doch nicht anfreunden können.

Die Lust auf Logistik kam während der Semesterferien. Im Pforzheimer Logistikzentrum der DHL lernte er, wie es ist, „wenn ganz viele Spieler zusammenspielen“. „Die Supply Chain fasziniert“, schwärmt Appel. „Man fängt bei A an und hat am Ende ein Ergebnis.“ Weil er einen Tapetenwechsel brauchte, ging er nach Hamburg. In der Elbmetropole betreibt der Wormser Logistiker TST mehrere Standorte für große Industrie- und Handelskunden. Nur wenige Wochen nach dem Vorstellungstermin kam die Zusage für ein duales Studium bei TST in Kooperation mit der staatlich anerkannten Internationalen Hochschule IUBH.

Über das mittelständische, familiäre Umfeld, in dem er endlich angekommen ist, sagt Appel: „Man ist von Anfang an in Projekte eingebunden, kann seine Ideen einbringen, erfährt Wertschätzung.“ Um die sieben Semester Regelstudienzeit im Fach Logistik- und Industriemanagement zu packen, müsse man sich in Coronazeiten „einfach zusammenreißen“. Vorlesungen finden derzeit online über Zoom statt, während man an den Präsenztagen bei TST unter dem bestehenden Hygienekonzept normal weiterarbeite.

Finanziell reizvoll

Als dualer Student kann sich Appel in Hamburg eine Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung leisten. Die Studiengebühren werden von TST übernommen, und Geld verdiene man auch schon. Es sei für ihn „finanziell reizvoll“, nicht irgendeinen Werkstudentenjob auf 450-Euro-Basis machen zu müssen, um über die Runden zu kommen, sondern sofort studienbezogen arbeiten zu können.

Man ist von Anfang an mit eingebunden und kann seine Ideen einbringen.

Jonathan Appel

Für TST-Projektmanager Dominik Uhl, der bei dem Logistiker die dualen Studenten in ganz Deutschland betreut, bildet das Zusammenspiel von fachlicher Kompetenz und praxisnahem Einblick in die Welt der Logistik den Grundstein für einen optimalen Start ins Berufsleben. „Wir bieten unseren Studierenden die Möglichkeit, während des Studiums Standorte und Bereiche zu wechseln, um einen umfassenden Einblick in das Leistungsportfolio unseres Unternehmens zu gewinnen und verschiedene Branchen kennenzulernen“, erläutert Uhl, der selbst ein duales Studium im Fach „Internationales Logistikmanagement“ (BA) absolviert hat. 75 Standorte in Deutschland, Europa und den USA stehen dualen Studenten für die Praxisphasen zur Auswahl, zehn duale Studenten stellt TST pro Jahr ein. Daran will das Unternehmen auch in Coronazeiten festhalten. (ben)

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