Logistikwissen zum Durchstarten

Mit welchen Maßnahmen wollen Unternehmen aus Industrie, Handel und Logistikdienstleistung ihren CO₂-Fußabdruck reduzieren und welche Rolle spielen alternative Antriebe wie der Wasserstoff-Lkw bei der Flottenentwicklung? Diesen Fragen ist die Bundesvereinigung Logistik (BVL) gemeinsam mit DHL und das Standortdaten-Unternehmen Here Technologies im Rahmen einer Studie nachgegangen, an der sich gut 100 Unternehmen beteiligt haben. Diese bewerteten verschiedene zukunftsträchtige Aspekte auf einer Bewertungsskala von 1 (sehr geringe Nutzung) bis 7 (sehr intensive Nutzung).

Ein spannendes Ergebnis war dabei, dass ein Großteil der befragten Unternehmen dem Wasserstoff-Lkw ein hohes Nutzungspotenzial in der Zukunft attestierten. Hier lag der Durchschnittswert bei 5,09 – und damit spürbar über dem für E-Lkw (4,40). Erst danach folgen die LNG- oder die CNG-Technik (3,82 beziehungsweise 3,09).

Auslaufmodell Diesel

Einig sind sich die Befragten, dass die Nutzung von Dieselantrieben stark zurückgehen wird. Eine Umstellung scheitert aber derzeit vor allem noch an der Verfügbarkeit sowohl der alternativen Antriebe als auch der Lade- beziehungsweise Tankpunkte. Von rund 70.000 E-Lade-Stationen in Deutschland sind weniger als 6.000 für Lkw geeignet. Wasserstoff-Tankstellen gibt es in Deutschland nur rund 100 und in ganz Europa nicht einmal 250.

Lediglich 35 Prozent der befragten Unternehmen haben bereits einen Zeitpunkt definiert, zu dem sie in ihrem Flotteneinsatz klimaneutral sein wollen. Dabei fällt auf, dass die Logistikdienstleister hier ambitionierter sind als Industrie und Handel. Während letztere im Schnitt 2035 klimaneutral sein wollen, möchten das die Logistikdienstleister bereits bis 2033 schaffen.

Nur rund 40 Prozent der Befragten geben an, dass ihr Unternehmen schon einmal eine CO₂-Bilanz erstellt hat. Weitere 30 Prozent bereiten dies gerade vor, 13 Prozent planen diesen Schritt für die Zukunft.

Weit von der Klimaneutralität entfernt

In der Studie wird deutlich, dass die Unternehmen den CO₂-Ausstoß ihrer Transporte nur zu einem Teil direkt beeinflussen können. Die Industrieunternehmen haben nur 26 Prozent der insgesamt befrachteten Flotte in eigener Hand (also im Eigentum oder geleast). Selbst bei den Logistikdienstleistern beträgt der Anteil nur 47 Prozent, im Handel liegt er mit 53 Prozent am höchsten. „Bei der Befragung hat sich gezeigt, dass bezüglich der Flotten noch erhebliche Anstrengungen nötig sind, um die Klimaneutralität zu erreichen“, kommentierte BVL-Geschäftsführer Martin Schwemmer die Ergebnisse.

Kaum Antriebe verfügbar

Aktuell könnten die Unternehmen aber mangels Verfügbarkeit alternativer Antriebe noch gar nicht so schnell vorangehen, wie sie vielleicht möchten. Auch die Aussagen zu den wichtigsten Kriterien bei der Auftragsvergabe sind laut Schwemmer im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeitsdebatte ernüchternd. „Sind in Zeiten fragiler Lieferketten die Aspekte ‚Verfügbarkeit‘, ‚Qualität‘ und ‚Flexibilität‘ nachvollziehbar auf den vorderen Plätzen, so wird das Ranking auch jetzt immer noch vom Kriterium ‚Preis‘ angeführt“, so der BVL-Geschäftsführer. Nachhaltigkeit und Emissionen würden zwar als verhältnismäßig wichtig betrachtet, lägen bei den Kriterien für eine Auftragsvergabe aber dennoch auf den letzten Plätzen.